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Juni 07 2013

Formenbau aus Asien – eine Alternative?

Qualität der Lieferanten und mögliches Einsparpotenzial

Asien und insbesondere China gelten als Werkbank der Welt. Unzählige Unternehmen stellen die unterschiedlichsten Güter und Produkte her und beliefern den gesamten Globus damit. Wie präsentiert sich aber die Situation im Formenbau? Ist der asiatische Beschaffungsmarkt eine neue Alternative? Wie sehen die Einsparpotenziale aus?

Ein neuer Beschaffungsmarkt etabliert sich

China gilt längst nicht mehr als Geheimtipp für die Beschaffung von Gütern und Produkten der unterschiedlichsten Art. Bereits werden erste Stimmen laut, welche von der Abkehr vom chinesischen Beschaffungsmarkt berichten, hin zum «Rück-Sourcing» auf den europäischen Kontinent oder als Alternative gar weiter in andere asiatische Länder mit noch tieferen Lohnkosten. Allerdings gewinnt nach wie vor die Gegenrichtung weiter an Bedeutung. Nicht zuletzt, weil sich auch immer wieder neue Beschaffungsmöglichkeiten von Produkten öffnen, für welche man sich unlängst nicht hätte vorstellen können, dass diese ebenfalls aus China bezogen werden können, wie das Beispiel aus Formenbau zeigt. Im Verlauf der letzten gut zehn Jahre hat sich im Bereich des Formenbaus enorm viel getan. Zurückzuführen ist dies unter anderem auf das schnelle Wachstum der Automobil-, Haushaltsgeräte- und IT-Branche in China. Zwischen den Jahren 2005 bis 2011 stieg die jährliche Wachstumsrate an hergestellten Formen gemäss dem «Global and China Mould and Die Industry Report» jeweils um 9,7%, während die Umsätze gar um 12,6% zunahhmen. In China gibt es vier regionale Ballungszentren, in denen sich ein Grossteil der Formenbauproduzenten angesiedelt haben. Neben dem Pearl River-Delta im Süden von China zählen die Regionen und Provinzen Jiangsu-Zhejiang-Shanghai, Hebei-Peking-Tianjin und Zentralchina zu diesen Zenten. Im Jahr 2011 wurden beispielsweise in der Provinz Hebei rund 4,7 Millionen Sets an Formen mit einem Gesamtwert von ca. 750 Millionen CHF produziert. In jüngeren Jahren haben vermehrt westliche Firmen mit der Beschaffung von Formen aus dem asiatischen Raum begonnen. Anfänglich wurden hauptsächlich einfachere in Auftrag gegeben, da teilweise das Know-how für kompliziertere Formen, z.B. mit verschiedenen Einsätzen oder kleinsten Toleranzen, noch nicht vorhanden war. In der Zwischenzeit finden sich durchaus Firmen, welche ebenfalls in der Lage sind, anspruchsvollen Formenbau zu betreiben.

Lukrative Einsparpotenziale

Wie auch in anderen Branchen ist die Anzahl von Firmen, welche sich in China auf den Formenbau spezialisiert haben, riesig. Dementsprechend gross ist die Bandbreite von Lieferanten mit bescheidenem und nicht für schweizerische Bedürfnisse geeignetem Know-how, bis hin zu Firmen, welche über modernste und hoch präzise, teils aus Europa stammende, Maschinenparks verfügen und sich über die Jahre hinweg ein Fachwissen angeeignet haben, um die westlichen Kundenansprüche und Bedürfnisse voll und ganz befriedigen zu können. Die Höhe der Einsparpotenziale ist abhängig von der Komplexität einer Form und den zu erfüllenden Ansprüchen sowie den Partnern, mit denen ein solches Sourcing-Projekt durchgeführt wird. Grundsätzlich kann man sicherlich davon ausgehen, dass eine Einsparung höher als 33% durchaus realistisch ist. Nicht zu unterschätzen ist jedoch die Arbeitsintensität und die persönliche Betreuung vor Ort während der Umsetzung eines solchen Projekts, um den Erfolg sicherstellen zu können.

Eine riesige Anzahl chinesischer Firmen hat sich auf Formenbau spezialisiert.

Kunststoffspritzgussteile

Im Bereich der Herstellung von Kunststoffspritzgussteilen, welche fixfertig aus der Spritzgiessmaschine fallen, ist hingegen der Einspareffekt beim Bezug der Teile aus China eher gering. Deshalb werden vielfach die Formen nach erfolgten Probespritzen und erfolgreicher Bemusterung nach Europa geliefert, wo sie dann zur Herstellung der Teile auf die hiesigen Spritzgiessmaschinen aufgebaut werden. Ausnahmen können ganze Baugruppen inklusive Verpackung und Etikettierung oder Teile, welche eine manuelle Nachbearbeitung erfordern, darstellen. In solchen Fällen können durchaus nochmals wesentliche Einsparungen erzielt werden.

Fazit

Für die zuständigen Einkaufsspezialisten im Bereich Formenbaubeschaffung sollte Asien und insbesondere China kein weisser Fleck mehr sein auf der Landkarte von möglichen Sourcing-Alternativen. In vier Regionen innerhalb Chinas sind in den vergangenen Jahren unzählige Unternehmen entstanden, welche sich aufgrund der sehr grossen Nachfrage von Kunststoffprodukten auf den Formenbau spezialisiert und darin etabliert haben. Gerade weil der Formenbau noch zu einem grossen Teil aus Handarbeit besteht, ist die Aussicht auf signifikante Einsparung dank den immer noch günstigen Lohnkosten (monatlicher Durchschnittslohn in Küstenregion ca. EUR 300,-) nicht unerheblich. Auch dank dem über die letzten Jahre erarbeiteten Fachwissen und der Hilfe von hoch präzisen CNC-gesteuerten Werkzeugmaschinen ist es hiesigen Unternehmen möglich, neben einfachen auch komplizierte Formen aus dem chinesischen Markt zu beziehen.

Autor: André Leutenegger
Veröffentlicht: Verein procure.ch
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